Mindestens 6°C in der Nacht und Regen – dann fällt der Startschuss für die alljährliche Wanderung der Amphibien zu ihren Laichgewässern. Im milden Tiefland Nordrhein-Westfalens waren zwar vereinzelt bereits im Februar erste kleinere Wanderungen zu verzeichnen.
Trotz frühlingshafter Temperaturen am Tag verhinderten die kühlen Nächte aber bisher stärkere Wanderbewegungen. Doch zur Wochenmitte rechnen die Amphibienschützer nun mit dem Beginn der
Hauptwanderwelle. Der NABU bittet Autofahrer deshalb wieder Rücksicht zu nehmen auf wandernde Kröten, Frösche und Molche.
„In allen Teilen von NRW wachen nun Erdkröten und Grasfrösche aus ihrer Winterstarre auf und machen sich zu 100.000en auf den Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern. Nicht selten kommen an einem
Teich mehrere 1.000 Tiere an“, sagt Monika Hachtel, Sprecherin des Landesfachausschusses Amphibien und Reptilien des NABU NRW. Aktuell liegen bereits einzelne Meldungen aus dem Köln-Bonner Raum
und vom Niederrhein vor, aber auch vom Kamener Galgenberg in der Nähe des Kamener Autobahnkreuzes, bekannt für seine frühstartenden Amphiben. Ab nächster Woche sei dann bei wieder kühleren
Nächten mit einer Unterbrechung der Wanderungen zu rechnen.
Auf den bis zu zwei Kilometer langen Wanderungen müssen Kröten, Frösche und Molche oftmals Straßen überqueren. „Eine Erdkröte benötigt rund 20 Minuten, um eine sieben Meter breite Straße zu
überqueren, und die Männchen bleiben leider sogar länger dort sitzen, um Ausschau nach Weibchen zu halten“, so Hachtel weiter. Der NABU bitte deshalb Autofahrer, im Dunkeln eine andere Strecke zu
wählen oder vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. Überall, wo Amphibien unterwegs seien, sollte man nicht schneller als Tempo 30 fahren, um die Tiere nicht
unnötig zu gefährden. Bei höheren Geschwindigkeiten erleiden die Tiere durch den Luftdruck innere Verletzungen, auch wenn sie nicht direkt von den Reifen erfasst werden.
Für die ehrenamtlichen Naturschützer hat die »Wandersaison« in ganz Nordrhein-Westfalen schon früher begonnen. Denn die mobilen Krötenzäune stehen bereits seit einiger Zeit. So z.B. in
Mönchengladbach-Wanlo und im Hardter Wald an der Herzpark-Klinik. Bei entsprechender Witterung heißt es nun, täglich die Krötenzäune abzugehen, die sich in Eimern sammelnden Amphibien zu zählen
und sie über die Straße zu tragen.
Wer beim Krötenretten in Mönchengladbach mitmachen möchte, kann sich gerne an unseren Amphibien-Experten Michael Thissen wenden: M.Thissen@ranidae.de.
Mithelfer sind immer gerne willkommen.
Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln