Dem dramatischen Insektensterben können Menschen jetzt im westlichen Nordrhein-Westfalen etwas entgegensetzen: Mit den „kleinsten Insektenschutzgebieten Deutschlands“ sind hier in ausgewählten Gartencentern ab Mitte April regionale Wildpflanzen im Angebot. Diese bieten Insekten gegenüber Züchtungen und Exoten für den Garten einen Mehrwert: Sie sind Lebensraum, Nahrung, Nistmöglichkeit und Überwinterungsplatz.
Mit dem Projekt „Insektenfreude – mit regionalen Wildpflanzen“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt möchte die NABU-Naturschutzstation Niederrhein gemeinsam mit ihren Projektpartnern aus Gartenbau und Handel so langfristig dafür sorgen, dass regionale Wildpflanzen auch im Gartencenter um die Ecke leicht erhältlich sind. Die fertig gezogenen Multitalente sollen so in möglichst vielen Gärten, Balkons und Grünflächen in unseren Siedlungsgebieten einen Platz finden.
„Die meisten Pflanzen, die dieses Jahr zum Verkaufsstart angeboten werden, sind für das Westdeutsche Tiefland und das Untere Weserbergland geeignet. Beide Regionen zusammen bilden den Teil Nordrhein-Westfalens, der durch überwiegend flache Landschaften gekennzeichnet ist“, so Ortrun Heine, Projektleiterin an der NABU-Naturschutzstation Niederrhein. Die Wildpflanzen seien nämlich mit ihrem genetischen Code perfekt an die geografischen und klimatischen Bedingungen ihrer Region und deren Tierwelt angepasst. Heine: „So blüht die Wiesen-Witwenblume genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Knautien-Sandbiene sie als Nahrungsquelle benötigt.“
Hintergrund des Projekts ist die starke Abnahme von Insekten: Nicht nur die Menge der Individuen innerhalb einer Art ist rapide zurückgegangen, auch die Anzahl der Arten selbst nimmt ab, indem ganze Spezies aussterben. Dies liegt vor allem an der Zerstörung ihrer Lebensräume in unserer intensiv genutzten Landschaft. „Insekten sind aber ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Ohne sie können wir nicht überleben. Wir benötigen sie unter anderem als Bestäuber von Kultur- und Wildpflanzen, als Nahrungsquelle für viele Tierarten und als Filtrierer, die das Wasser sauber halten“, erklärt Katja Plumbaum, ebenfalls Leiterin des Projekts „Insektenfreude – mit regionalen Wildpflanzen“. „Deshalb müssen wir allerorten mehr Lebensräume für sie schaffen“, ergänzt sie noch.
Wo zum Verkaufsstart regionale Wildpflanzen im Angebot sind, erfahren Interessierte auf der Website www.insektenfreude.de. Auch ein Online-Handel ist unter den Anbietern. Nach und nach werden weitere Verkaufsstellen hinzukommen – abhängig davon, wann welche Pflanzen verkaufsbereit sind. Langfristig ist im Projekt geplant, den Verkauf auf möglichst viele weitere Ursprungsgebiete regionaler Wildpflanzen in ganz Deutschland auszudehnen und so ein überlebenswichtiges Netz aus „kleinen Insektenschutzgebieten“ entstehen zu lassen. Dafür wird unter anderem auch mit den Partnerprojekten „Tausende Gärten – Tausende Arten“ in Berlin und „Die Summer“ in Bayreuth zusammengearbeitet. Gefördert werden die Projekte im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.
Mehr Infos zum Projekt unter: www.insektenfreude.de.