Nordrhein-Westfalens Naturschutzverbände präsentieren wegweisendes Konzept für nachhaltige Entwicklung nach dem Kohleausstieg
Kerpen/Kerpen – Das Rheinische Revier steht vor einer bedeutenden Herausforderung und gleichzeitig einer historischen Gelegenheit, sich neu zu positionieren, da der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossen ist. Heute präsentieren die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände NABU NRW und BUND NRW das „Integrierte Biotopverbundkonzept für das Rheinische Revier“, das von der beauftragten „Gesellschaft für Umweltplanung und wissenschaftliche Beratung“ entwickelt und durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und E Energie in NRW finanziert wurde. Dieses Konzept zeigt Wege auf, wie der bevorstehende Strukturwandel unter Berücksichtigung der dauerhaften Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen gestaltet werden kann.
Das integrierte Biotopverbundkonzept basiert auf wichtigen, politisch bereits getroffenen Beschlüssen wie der Biodiversitätsstrategie NRW, der aktuellen Braunkohle-Leitentscheidung für das Rheinische Revier, der Klimaanpassungsstrategie des Landes NRW, den UN Sustainable Development Goals sowie der internationalen Vereinbarung zum Schutz der Natur („Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework“, 30% Ziel). Es präsentiert konkrete Ansätze für deren Umsetzung.
Dr. Heide Naderer, die Landesvorsitzende des NABU NRW, betont: „Der Artenschwund, der Klimawandel und der ungebremste Flächenverlust und damit zusammenhängend die Zerstörung von natürlichen, auch landschaftsprägenden Lebensräumen und landwirtschaftlichen Flächen erfordern im Rheinischen Revier ein konsequentes Um- und Mitdenken aller. Das Primat der wirtschaftlichen Transformation wird ohne die konsequente Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen keinen Erfolg haben.“
Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND: „Jetzt gilt es, dem ökologisch arg geschundenen Rheinischen Revier wieder Lebensqualität zurückzugeben. Mit dem Konzept weisen wir den Weg, wie das Land in der Region seinen Verpflichtungen nachkommen kann, 30 Prozent der Landesfläche für den Biotopverbund zu sichern. Das geht nicht zum Nulltarif. Für Maßnahmen wie den Flächenankauf, Vertragsnaturschutz oder Biotopmanagement müssen Finanzen in Höhe von 10 Prozent der Gelder aus dem Strukturstärkungsfonds bereitgestellt werden.“
Im Rahmen des Projekts wurden Eingaben und Anregungen der Naturschutzverbände im Bereich des Regionalplans Köln, regionale Biotopverbundplanungen und Naturschutzplanungen von Naturschutzverbänden oder anderer Akteure sowie Renaturierungsflächen der RWE-Rekultivierungsstelle anhand der verfügbaren Datengrundlagen des Landes geprüft und digitalisiert. Dies führte zu einer Synthese aus dem Biotopverbundnetz des LANUV und den ergänzenden Biotopverbundflächen (integriertes Biotopverbundsystem).
Die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse des integrierten Biotopverbundkonzepts im Überblick:
- Das angestrebte 30%-Ziel, d.h. 30% der Landesfläche unter effektiven Schutz zu stellen, kann mit der Umsetzung der Biotopverbundvorschläge erreicht werden.
- Das aktuelle Biotopverbundsystem weist einen Mangel an Kernflächen auf, der durch die Schaffung von Kernflächen in und an den Tagebau-Restlöchern (Seen) behoben werden kann.
- Die zwischenzeitliche Naturschutznutzung der Tagebaulöcher (Savannenkonzept) kann verankert werden.
- Der Anspruch des Naturschutzes, im Bereich der entstehenden Seenlandschaft Flächen für die Entwicklung naturnaher Lebensräume und die Besiedlung mit wildlebenden Tieren und Pflanzen auszuweisen, kann umgesetzt werden.
- Die Erhaltung der letzten Primärwälder südlich von Hambach soll gesichert und eine Vernetzung mit weiteren bestehenden Wald- und Gehölzstrukturen verankert werden. Hierzu muss die jetzige Planung für die „Manheimer Bucht“ revidiert werden.
- Das Konzept umfasst auch die dringende Aufwertung von Flächen in der Agrarlandschaft für Offenlandarten wie die stark gefährdeten Feldvögel.
- Fließgewässerkorridore und Wegraine sollen verstärkt zur Vernetzung genutzt werden.
- Die dauerhafte Erhaltung der bereits durch die Forschungsstelle Rekultivierung des RWE entstandenen wertvollen Lebensräume und Verbundkorridore sollte gesichert werden.