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Plädoyer für den Efeu

NABU NRW: Ökologisch wertvoller Bewuchs für zahlreiche Tierarten

 

Düsseldorf – Eine Umfrage unter Insekten würde dem Efeu im Herbst sicherlich die höchsten Beliebtheitswerte garantieren. Denn die Kletterpflanze blüht erst dann, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen. Bis weit in den November hinein locken die halbkugelförmig angeordneten, unscheinbar gelbgrünen, völlig offenen Blüten praktisch alles an, was sechs Beine hat und im Herbst noch unterwegs ist: Von Ameisen über Fliegen, Schwebfliegen aller Art, Falten- und Solitärwespen, Bienen wie die auf Efeu spezialisierte Efeusandbiene bis hin zu Schmetterlingen wie Admiral oder Tagpfauenauge und Wanzen - alle besuchen den gedeckten Tisch. Sogar Marienkäfer lassen sich mangels Blattläusen den Nektar schmecken, bevor sie sich in ihre Winterverstecke zurückziehen.

 

„Auch nach der Blüte bleibt Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Die im Winter blauschwarz reifenden Früchte werden vor allem von Staren, Amseln und anderen Drosseln gerne gefressen“, erklärt Dr. Götz Loos, Sprecher des Landesfachausschusses Botanik im NABU NRW. Und im nächsten Frühjahr biete das Laub wieder Unterschlupf für Insekten sowie Brutmöglichkeiten für Vögel wie Amsel, Zaunkönig, Sommergoldhähnchen oder Zilpzalp. Der NABU appelliert daher an private Gartenbesitzer*innen, Gartenämter und -baubetriebe, der immergrünen und ökologisch wichtigen Kletterpflanze nicht nur in Gärten, sondern generell im Siedlungsbereich mehr Raum zu geben.

 

Kletterpflanze mit schlechtem Image

Bis Efeu zur Blüte kommt, vergehen acht bis zehn Jahre. Er kann über 200 Jahre alt werden und über 20 Meter hoch klettern. Die in der Jugend langsam wachsende Pflanze, die später bis zu zwei Meter pro Jahr austreibt, bildet zunächst nur Klettertriebe mit den typischen drei- bis fünflappigen Blättern. Erst im Alter bilden sich überhängende, kletterwurzelfreie Blütentriebe mit rundlichen Blättern. Loos: „Efeu ist übrigens „lichtscheu“, das heißt, die Triebe wachsen bevorzugt auf der dem Licht abgewandten Seite. Deshalb gedeiht er im Halbschatten und im Schatten besser als in der prallen Sonne oder an strahlend hellen Wänden.“

 

Die immergrüne Pflanze nutzt auch Bäume als Kletterhilfe. Entgegen seinem Ruf stellt Efeu dort aber keine große Gefahr dar, da seine Haftwurzeln nicht in die Leitungsbahnen des Baumes eindringen können. „Er ist also keine parasitäre Pflanze, die den Bäumen Nährstoffe entzieht. Zu beachten ist jedoch, dass Efeu dem Baum das Licht zum Wachsen nehmen kann. Auch das Eigengewicht des Efeus kann eine zusätzliche statische Belastung darstellen. Ist der Trägerbaum jedoch groß, stabil und besitzt eine ausladende Krone, besteht keine Gefahr durch Einsturz oder Lichtmangel“, erklärt der NABU-Pflanzenexperte weiter.

 

Auch stadtökologisch bedeutsam

In Innenstädten mit wenig Freiflächen sind Efeuwände nicht nur wichtige Kleinbiotope und Garanten für Artenvielfalt. Darüber hinaus haben sie hervorragende positive lokalklimatische, luftreinigende und natürlich ästhetische Aspekte. Ähnlich wie bei Bäumen mildern Efeublätter Temperaturextreme und filtern Feinstaub aus der Luft. Da die Pflanze nur geringe Ansprüche an Boden, Licht und Wasserversorgung stellt - es darf nur nicht zu trocken sein - wächst sie auch dort gut, wo für Bäume kein Platz ist. Einige Städte setzen deshalb bei Begrünungen bereits auf Efeu. Aus stadtklimatischer Sicht sei es äußerst sinnvoll, die Begrünung mit Efeu zu fördern und insbesondere in zukünftigen Stadtbegrünungskonzepten stärker zu berücksichtigen, so der NABU.