Der Baumfalke

Der etwa taubengroße Baumfalke, früher bei uns auch Lerchenfalke genannt, ist ein rasanter und sehr geschickter Greifvogel, der fast ausschließlich in der Luft jagt. Im blitzartigen Flug über freiem Gelände erbeutet er nicht nur kleine Vögel, sondern auch größere Fluginsekten.

 

Der Baumfalke ist der Bewegung in der Luft optimal angepasst. Er besitzt lange, schmale und spitze Flügel und einen kurzen Schwanz. Durch sehr schnelle Flügelschläge erreicht er einen pfeilschnellen Flug, bei dem er auch durch geschickte Wendungen die Richtung des Fliegens in rascher Folge wechseln kann. Im Spätsommer hält er sich besonders gern an Schilfgürteln von Gewässern auf, weil dort bevorzugte Übernachtungsplätze zahlreicher Kleinvögel sind, auf die er es als Beute besonders abgesehen hat. Gelegentlich fliegt er auch in besiedelte Gebiete ein, wo er sogar unter den überragenden Fliegern wie Schwalben und Mauerseglern Panik auslöst. Der Jagdflug des Baumfalken ist ein besonderes Naturschauspiel. Wenn ein Kleinvogel den freien Luftraum befliegt, startet er zum Angriff. Er hetzt seine Beute mit spielerischer Eleganz und so rasant und schnell, dass man diese Jagd mit bloßem Auge nur schwer verfolgen kann. Kann der verfolgte Vogel nicht sofort ein schützendes Gebüsch erreichen, so ist er meistens verloren. Beim Verfolgen von Schwalben und Mauerseglern muss der Baumfalke gelegentlich seinen Jagdflug ohne Erfolg abbrechen, nachdem er sie beharrlich wie ein Jagdhund gehetzt und Stoß um Stoß ins Leere gesetzt hat. Er jagt bis weit in die Dämmerung hinein und erbeutet dabei auch Fledermäuse und Libellen. Seine Balzflüge im Mai sind ebenfalls bemerkenswerte Naturschauspiele. Beide Falken steigen hoch in die Luft auf und kreisen dann in sehr großer Höhe. Anschließend stürzen sie jäh abwärts in die Tiefe und steigen sofort wieder in die Höhe auf.

 

Der Baumfalke baut selber kein Nest, sondern besetzt sehr gerne die Horste von Krähen, sofern diese den Winter überstanden haben. Er beansprucht für sich ein sehr großes Jagdrevier. Allein dadurch ist er nirgendwo häufig anzutreffen. Den Winter verbringen die Baumfalken im tropischen Afrika.

 

Früher wurden junge Baumfalken gerne dem Horst entnommen, um sie in Gefangenschaft zu halten. So schrieb Tiervater Alfred Brehm um 1850 u.a. folgendes: „Auch der Baumfalke richtet wie die anderen Raubvögel nicht unbedeutenden Schaden in der Natur an. Dafür ist er der liebenswürdigste Hausgenosse, welchen wir aus dieser Familie gewinnen können. Die Baumfalken, welche ich gehalten, haben mir stets die größte Freude bereitet, weil sie mir mit wahrer Liebe zugetan waren.“

 

Text: Ludwig Winkens, 09/24

Fotos: Willi Eckers

 

Steckbrief

Größe Körperlänge um die 33 cm; Gewicht ca. 300 g
Nahrung Überwiegend kleine Vögel bis Drosselgröße, große Fluginsekten und auch Fledermäuse.
Vorkommen Bis auf den äußersten Norden in ganz Europa verbreitet. Er bevorzugt freies Gelände mit eingestreuten Baumgruppen.
Sonstiges Neben dem Wanderfalken mit Abstand der schnellste Vogel Mitteleuropas.