Die Hohltaube

Die Hohltaube, kleiner und zierlicher als die allgemein bekannte, sehr häufige Ringeltaube, ist ein schlanker und scheuer Bewohner von Altholzbeständen. Sie ist die einzige Taubenart Europas, die in Baumhöhlen brütet. Im südlichen Niederrhein wurde sie mundartlich deshalb auch „Hootduuv“ (Holztaube) genannt.


Noch bis kurz vor dem Ende des letzten Jahrhunderts war die Hohltaube bei uns erheblich seltener zu beobachten als heute. Brutvorkommen waren in unserer Landschaft kaum bekannt, wie unsere früheren heimischen Ornithologen Maas, Bettmann und Heinen aus der Zeit um 1930 bis ca. 1975 berichteten. Dabei war diese schöne Taube bis zum Beginn der intensiven Holzwirtschaft gebietsweise die häufigste unserer heimischen Taubenarten. Als strenger Höhlenbrüter fand sie in den umgeformten Nutzwäldern keine ausreichenden Nisthöhlen mehr. Spätestens ab der letzten Jahrhundertwende hat sich erstaunlicherweise der Bestand an Hohltauben bei uns erkennbar vergrößert, obschon die Altholzbestände nicht nur in unserer Stadt zurückgegangen sind. Den Hauptgrund für den Aufwärtstrend sehen Fachleute darin, dass diese Vögel gerne künstliche Nisthöhlen annehmen, die von Naturschützern in den letzten Jahrzehnten angebracht wurden. Die Hohltaube benötigt ein Einflugloch mit einer Größe ca. 85 mm (zum Vergleich Kohlmeisen 32 mm).

 

Hohltauben legen ihre Eier nicht direkt auf den Holzboden, sondern bauen immer in der Nisthöhle ein zusätzliches Reisignest. Vermutlich ein Trieb aus längst vergangener Zeit, da diese Taube einst ein Freibrüter war. Sie übernachten auch außerhalb ihrer Brutzeit in Baumhöhlen oder Nistkästen. Man hat sie sogar schon in Kaninchenröhren als Höhlenersatz angetroffen. Wo Bruthöhlen knapp sind, da kann es vorkommen, dass verschiedene Vögel die gleiche Höhle besiedeln, etwa Hohltaube und Dohle. Der Ausgang dieser ungewöhnlichen Konkurrenzsituation ist dabei ungewiss. Mal überbaut die Taube das Dohlennest samt Gelege, mal ist es umgekehrt. 


Hohltauben werden leicht mit Straßentauben verwechselt. Ihr sicherstes Erkennungsmerkmal ist ihr zweisilbiger Balzruf, der sich anhört wie ein monotones, aneinander gereihtes „hu-ruu“. Sie sind Zugvögel, die im Mittelmeerraum überwintern.

 

Text: Ludwig Winkens 04/25

Fotos: Laurentius Ohlig [1] und Willi Eckers [2]

Steckbrief

Größe Ähnliche Größe einer Haustaube; Körperlänge rund 33 cm; Gewicht über 250 g
Vorkommen In nahezu ganz Europa beheimatet; bevorzugt Waldränder mit alten Bäumen, kommt zunehmend auch in großen Parkanlagen und Friedhöfen vor.
Nahrung Unkrautsamen, Beeren und manchmal auch Schnecken.
Brut Bereits ab April beginnt die erste Brut mit 2 reinweißen Eiern; bis zu 3 Bruten im Jahr.