Der im Norden Europas beheimatete Merlin gehört zur Familie der Falken. Er ist während des Vogelzuges bei uns am Niederrhein ein regelmäßiger Durchzügler, aber auch ein gelegentlicher Wintergast in der Zeit von September/Oktober bis März/April.
Der Merlin ist der kleinste europäische Taggreifvogel und wurde deshalb früher auch Zwergfalke genannt. Er ist um einiges kleiner als der allgemein bekannte Turmfalke. Der kompakt wirkende Merlin ist eine absolute Wildschönheit, besonders das kleinere Männchen mit seinem taubenblauen Rückengefieder. Daher seine weitere Bezeichnung Blaufalke. Das Weibchen hingegen hat eine braungraue Oberseite mit rostbraunen Querbändern.
Als spezialisierter Kleinvogeljäger verbreitet er bei seinem Erscheinen unter den Singvögeln Angst und Schrecken wie unser heimischer Sperber. Der Merlin ist pfeilschnell und ein bemerkenswert geschickter Jäger, der vor allem kleine Vögel in rasantem Tempo verfolgt und in der Luft ergreift oder am Boden überrumpelt. Da er im Gegensatz zum Sperber seine Beute leichter im offenen Gelände erbeuten kann, hält er sich überwiegend am Feldrand auf. Seine Flügelschlagsequenzen im Niedrigflug erinnern an den Flug einer Drossel, so dass er von den Kleinvögeln oft zu spät als Greifvogel erkannt wird. Gelegentlich scheucht er auch Kleinvögel aus der sicheren Deckung von Sträuchern, Bäumen und Hecken, um sie dann im freien Feld fast immer ergreifen zu können. Zur Nachtruhe bevorzugt er selber dichtes Gehölz, um sich vor größeren Eulen zu schützen.
Mit viel Glück kann man den Merlin in unserem Gebiet im Herbst oder Winter schon von weitem erkennen, wenn er verwegen und ungestüm wie kein anderer Greifvogel um diese Jahreszeit in die herbstlichen Finkenschwärme hineinstößt. Im April suchen Merline wieder ihre Brutreviere im hohen Norden auf, wo sie die Tundren und Torfmoore mit niedrigem Bewuchs bewohnen.
Text: Ludwig Winkens 01/25
Foto: Ulla Boeing
Größe | Körperlänge 25 bis 30 cm; Gewicht: max. 200 g; Spannweite 55 bis 65 cm |
Nahrung | Kleinvögel in erster Linie, hin und wieder auch Feldmäuse |
Brut | 3 bis 4 Eier, die oft in ein verlassenes Krähennest gelegt werden. |
Vorkommen | Brutvogel im Norden Skandinaviens, Russlands und auch auf den Britischen Inseln |
Sonstiges | Sein wissenschaftlicher Name „columbarius“ bedeutet so viel wie „der Taubenartige“. |