Die Rabenkrähe

Rabenkrähen, oder auch Aaskrähen genannt, haben bei uns im Allgemeinen einen schlechten Ruf. Sie gehören zur Familie der Rabenvögel, denen man im Mittelalter übernatürliche Kräfte nachsagte. Die dunklen Gesellen galten als Symbol der Weisheit, aber auch als Galgenvögel, Todbringer und Unglücksboten.

 

Mit außergewöhnlichem Spürsinn begabt sind sie dafür bekannt, jede erdenkliche Nahrungsquelle für sich zu nutzen und gelten auch als gnadenlose Nestplünderer. Bei den Landwirten sind die Krähen ebenfalls recht unbeliebt, weil man ihnen unterstellt, dass sie auf Feldern erheblichen Schaden anrichten können. Dass sie aber auch zahlreiche Feldmäuse und Saatschädlinge vertilgen, wird hingegen kaum zur Kenntnis genommen. Außerdem sind Rabenkrähen Aasfresser, die verendete Tiere aufsuchen und verzehren. Dadurch sorgen sie für eine wichtige Hygiene in der Natur und verhindern das Aufkommen von Krankheitserregern.

 

Wissenschaftler betonen immer wieder die außerordentliche Intelligenz von Krähen, was diesen Vögeln den Namen „gefiederte Affen“ eingebracht hat. Krähen verbringen wichtige Zeiten ihres Lebens in sozialen Gruppen und schauen sich dank ihrer sehr guten Beobachtungsgabe gegenseitig angelernte Fertigkeiten ab. Oft handeln sie nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ und immer wieder wägen sie nochmals ab, bevor sie handeln. Sie werfen Nüsse auf die Fahrbahn, um sie durch Autoreifen knacken zu lassen. Dabei nutzen manche sogar Kreuzungen mit Ampeln, um die Nüsse bequem in den Rotphasen aufsammeln zu können. Wenn es um die Frage der größten Intelligenz unter Vögeln geht, scheinen die Krähen mit Papageien zu konkurrieren.

 

Die bekannte Scharfsinnigkeit von Krähen wurde früher bei uns gerne mit mundartlichen Sprüchen bedacht. So sagte man: „Een Kruen ös klooker äs dreij Düüvele“ (eine Krähe ist klüger als drei Teufel); oder: „Kruane, di ruuke öt Polever eso wiit, wi derr Jiäejer kiike meut“ (Krähen, die riechen das Pulver soweit, wie der Jäger sehen kann).

 

Rabenkrähen waren bei uns im Rheinland noch vor rd. 50 Jahren keine häufigen Brutvögel, wie den Aufschreibungen unserer früheren Ornithologen zu entnehmen ist. Es gibt kaum eine andere Vogelart, die zwischenzeitlich so viele neue Lebensräume erschlossen und sich erfolgreich vermehrt hat wie die Rabenkrähe, besonders in den besiedelten Gebieten. Da die Krähen inzwischen gebietsweise in großer Anzahl auftreten können, wird ihre Bejagung immer häufiger eingefordert.

Aus den Zeiten früherer Krähenbejagung stammt übrigens die Bezeichnung Pechvogel. Damals wurden Äste mit Pech bestrichen. Blieben die Vögel darin kleben, bezeichnete man sie als Pechvogel. Zum Unglücksraben war es dann aufgrund des pechschwarzen Gefieders nicht mehr weit.

 

Text: Ludwig Winkens 02/25

Foto: Bernd Hussner

Steckbrief

Größe Länge 45 bis 50 cm; Gewicht um die 500 g
Vorkommen Vor allem Kulturland und Besiedlungen; selbst in Großstädten sind sie anzutreffen.
Nahrung Allesfresser; suchen gerne Abfallstellen und Müllkörbe nach Fressbarem auf.
Brut Stabiles Nest mit 4 bis 5 Eiern auf hohen Bäumen, aber auch an hohen Gebäuden