Der Trauerschnäpper, auch Trauerfliegenschnäpper genannt, ist bei uns nur noch ein ganz seltener Brutvogel und es ist schon fast ein Glücksfall, wenn man den kleinen Sommervogel hier als Durchzügler entdecken kann. Naturfotograf Willi Eckers hatte die seltene Gelegenheit, einen auf der Durchreise in Günhoven verweilenden Trauerschnäpper fotografieren zu können.
Trauerschnäpper sind wie die anderen heimischen Schnäpperarten sogenannte Wartenjäger. Sie sind absolute Flugartisten, die von erhöhten Warten vorbeifliegende Insekten mit hörbarem Schnabelklappern aus der Luft fangen. Selbst Schmetterlinge mit ihrem unberechenbaren Zickzackflug sind kaum ein Problem für die wendigen Flugkünstler. Im Rüttelflug schwebend lesen sie sogar Insekten von Wänden und Rinden auf.
Trauerschnäpper haben sich in unseren Gärten, Parks und Friedhöfen leider immer rarer gemacht, so dass der charakteristische Gesang, der aus auf- und absteigenden Tönen besteht, bei uns nur noch ganz selten zu hören ist. Sein Gesang ähnelt dem des ebenfalls hier immer seltener werdenden Gartenrotschwanzes. Der Volksmund hat einst aus seinem interessanten Gesang folgenden Text gedeutet:
„Siehst du, siehst du, siehst du: Trüb, trüb ist die Lieb, trüb ist die Lieb!
Siehst du, siehst du, siehst du: Trüb, trüb ist die Lieb, ja trüb.“
Der Trauerschnäpper ist ein deutlicher Verlierer des Klimawandels und steht nicht nur deshalb als einer von fünf Kandidaten zur Wahl des Vogels 2023 an. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Diese Erfahrung macht der Trauerschnäpper leider Jahr für Jahr, denn der Frühling hierzulande beginnt immer früher und somit auch die Brutzeit vieler Vogelarten. Der Trauerschnäpper ist aber ein Spätheimkehrer aus dem Winterquartier im tropischen Zentralafrika. Dann sind häufig schon alle Höhlenbrutplätze durch andere Vogelarten besetzt. Ebenfalls macht ihm das flächendeckend knappe Insektenangebot bei uns stark zu schaffen, wie auch die immer höher steigenden Durchschnittstemperaturen in Afrika. Die einst dort fruchtbaren Landstriche verwandeln sich zunehmend in Halbwüsten und Wüsten. Ein riesiges Problem nicht nur für die dort lebenden Menschen, sondern auch für alle Zugvögel aus Europa, die dort zunehmend verhungern.
Der Trauerschnäpper befindet sich leider auf der Roten Liste der gefährdeten und bedrohten Tierarten.
Text: Ludwig Winkens, 10/22
Fotos: Willi Eckers
Größe | Kleiner und zierlicher als ein Haussperling; Körperlänge 13 cm, Gewicht um 13 g |
Nahrung | Verschiedenste Insekten, besonders Fluginsekten |
Brut | Höhlenbrüter, der auch gerne künstliche Nisthilfen annimmt; 5 bis 7 zartgrüne Eier |
Vorkommen | In Mittel- und Nordeuropa verbreitet |
Sonstiges | Männchen im Sommerkleid elsternartig schwarz-weiß gefärbt. |